Stadtseilbahn | Urbane Seilbahn | Luftseilbahn | Luftschwebebahn | Kabinenbahn | Gondelbahn | Standseilbahn
Eine Stadtseilbahn kommt meistens als Kabinenumlaufbahn, selten als Pendelbahn oder Standseilbahn, zum Einsatz.
Stadtseilbahnen oder urbane Seilbahnen gewinnen in Städten als Ergänzung zu den herkömmlichen Verkehrsmitteln, zunehmend an Bedeutung. Dabei kommen unterschiedliche Seilbahntechnologien zum Einsatz: kuppelbare Kabinenbahnen im Umlaufbetrieb in der Ausführung als Einseilumlaufbahn (EUB), Zweiseilumlaufbahn (2S) oder Dreiseilumlaufbahn (3S) bzw. Pendelbahnen und Standseilbahnen im Pendelbetrieb. Immer wieder werden auch neue Seilbahnkonzepte wie das kurvengängige City Cable Car (CCC), die Hybrid-Lösung Conn X, das netzwerkfähige Ropetaxi oder der upBUS, eine Kombination aus Seilbahn und autonom fahrenden Elektrobus, präsentiert. Diese neuartigen seilbasierten Nahverkehrstechnologien sollen die Nachteile von herkömmlichen Seilbahnen neutralisieren.
Zuverlässiges Nahverkehrsmittel mit guter Ökobilanz
Generell kann eine Seilbahn als preiswertes, schnell realisierbares und zuverlässiges Teilsystem des öffentlichen Nahverkehrs dienen. Sie bietet im urbanen Bereich ein besonderes Reiseerlebnis, da man über die Stadt hinwegschweben kann. Seilbahnen sind durch die Erfahrungen im Winterbetrieb am Berg äußerst robust und tausendfach erprobt. Die häufigste Assoziation bei Seilbahnen ist die winter- und sommertouristische Nutzung in Berglagen. Dabei sind in einigen Teilen der Welt, wie Nord- und Südamerika, Nordafrika und in Asien durchaus auch erfolgreiche Stadtseilbahnsysteme in Betrieb. Studien von renommierten Instituten bescheinigen Seilbahnen eine ausgesprochen gute Ökobilanz im Vergleich zu herkömmlichen Verkehrsmitteln.
Geringe Systemgeschwindigkeiten aber keine Wartezeiten
Als wesentlicher Vorteil von Seilbahnen gilt die Unabhängigkeit der Seilbahntrasse von bestehenden, insbesondere hoch belasteten Straßen- und Schieneninfrastrukturen. Zudem können Umlaufseilbahnen bei insgesamt hoher Beförderungsleistung aufgrund ihrer Stetigförderer-Eigenschaft praktisch ohne Wartezeiten genutzt werden. Generell muss man bei urbanen Seilbahnanwendungen jedoch bedenken, dass die Fahrgeschwindigkeiten mit max. ca. 30 km/h im Vergleich zu anderen Verkehrsmitteln gering sind. Somit sind sie für mittlere bis große Distanzen (> 7 km) aufgrund der längeren Fahrzeiten häufig nicht konkurrenzfähig.
Stationsdichte hat wesentlichen Einfluss auf Kosten
Der Raumbedarf für Seilbahnstationen ist hoch und hängt ganz wesentlich von der eingesetzten Seilbahntechnologie ab. Stationen sind auch wegen der hohen Seilkräfte und den damit verbundenen Stationskräften bzw. -momenten teuer und aufwendig zu errichten. Für ein akzeptables Kosten-Nutzen Verhältnis sollten die Stationsabstände im Bereich von U-Bahnen liegen und nicht geringer als ca. 700 m sein. Nicht geeignet sind Seilbahnen für enge und dicht bebaute Innenstädte, da sie einerseits nur beschränkt kurvengängig sind und sich andererseits Anrainer durch vorbeischwebende Kabinen gestört fühlen und sie das Stadtbild erheblich beeinträchtigen.
Hügelige Topografien und Barrieren sprechen für Stadtseilbahn
Generell sind Seilbahnen nur bei gewissen topgraphischen und städtebaulichen Voraussetzungen und dem Vorhandensein von natürlichen (Flüsse, Seen, Schluchten, etc.) oder infrastrukturellen Barrieren (Eisenbahnlinien, Straßengürtel, Industrieareale, etc.) ein probates Verkehrsmittel für periphere Stadtgebiete. Als reiner Bus- oder Straßenbahnersatz in der Horizontalen in sensiblen Innenstadtbereichen sind urbane Seilbahnen ungeeignet.
Urbane Seilbahn als ergänzendes Angebot im ÖPNV
Seilbahnen sind äußerst „starre“ Systeme und unterliegen bzgl. Streckenführung und Adaptierungen bzw. Erweiterungen starken Einschränkungen und erreichen niemals die Feinverteilung eines Bus- oder Straßenbahnverkehrs. Urbane Seilbahnsysteme sind deshalb typische Verbinder-/Zubringersysteme zu Rückgratsystemen (z.B. Metro, Tram, BRT, etc.) von A nach B und geringer Stationsanzahl. Fallweise können Stadtseilbahnen bei kürzeren Strecken, trotz ihrer vergleichsweise niedrigen Systemgeschwindigkeit, im Hinblick auf die Reisezeit Vorteile gegenüber den bestehenden straßengebundenen ÖV-Angeboten erzielen. Dies ist vor allem in der Möglichkeit des Überflugs auftretender Verkehrsbehinderungen zu Stoßzeiten und einer direkten, geradlinigen Linienführung begründet.
Geringe Investitions- und Betriebskosten
Die benötigte Seilbahninfrastruktur beschränkt sich auf Stützen, Seile und Stationen. Hieraus resultiert eine kurze reine Bauzeit im Vergleich zu anderen Nahverkehrssystemen, da die benötigte Streckeninfrastruktur im Vergleich zu schienengebundenen Verkehrssystemen minimal ist. Urbane Kabinenbahnen verkehren vollautomatisch und der Wartungsaufwand ist gering. Wenn also verkehrliche oder andere Gründe eine kreuzungsfreie Führung erforderlich machen, bietet sich der Einsatz von Seilbahnen an, da die Lebenszykluskosten im Vergleich zu anderen aufgeständerten oder unterirdisch geführten Verkehrsmitteln als gering einzustufen sind. Neben einer schlanken Infrastruktur sind auch Energie-, Material und Ersatzteilverbrauch vergleichsweise niedrig.
Fernüberwachung der Seilbahnstationen möglich
Neuerdings sind auch schon erste Referenzanlagen in Europa für einen komplett autonomen Betrieb von urbanen Seilbahnen (im Englischen „Autonomous Ropeway Operation (AURO)“) realisiert worden, bei denen die Stationen umbenannt sind. Die Sicherheit beim Fahrgasttransfer wird mittels Sensoren und Kameras gewährleistet und die Stationen werden von einem zentralen Leitstand aus vom Bedienpersonal fernüberwacht. Diese Neuerung trägt erheblich dazu bei, dass der Personalbedarf von Stadtseilbahnen im Vergleich zu bemannten Nahverkehrssystemen wie Bus oder Straßenbahn äußerst niedrig ist.
Verfügbarkeitsraten tendenziell niedrig
Die Wetterabhängigkeit (Wind, Blitzschlag) des Seilbahnbetriebs und regelmäßige Revisionsarbeiten (z.B. am Seil) haben einen negativen Einfluss auf die Verfügbarkeit einer Seilbahnanlage und benötigen mitunter Busersatzverkehre.
Lange Plangenehmigungsverfahren durch häufige Rekurse
Die größten Hindernisse für urbane Seilbahnen sind nicht technischer oder wirtschaftlicher, sondern sozialer Natur. Die Vorurteile in den Industrieländern gegenüber der Seilbahn rühren daher, dass sich Anrainer in ihrer Privatsphäre beeinträchtigt fühlen und einen Wertverlust ihrer Grundstücke befürchten, sobald eine Seilbahn über ihre Dächer hinwegschwebt. Dadurch ist bei urbanen Seilbahnprojekten von langen Plangenehmigungsverfahren durch häufige Rekurse von Projektbeteiligten mit Parteienstellung auszugehen.
Um die Akzeptanz der Seilbahn in der Stadt zu fördern, sollte man behutsam vorgehen und die Seilbahn zuerst in peripheren Stadtgebieten erproben, um die Bevölkerung langsam an dieses neue urbane Verkehrsmittel zu gewöhnen und die Hemmschwelle gerade im westeuropäischen Raum sukzessive zu verringern.
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